Gewalt kann viele Ursachen haben, Auswirkungen sind in jedem Fall erkennbar:
Sei es durch direkte körperliche Verletzungen (mit den damit verbundenen Einschränkungen) und / oder erlittene seelische Schäden, die z. Teil nur mit Hilfe eines Beraters / Therapeuten bewältigt werden können.
Um dem etwas entgegen zu setzen, bietet die JVA Wuppertal halbjährlich das Seminar „Anti - Gewalt - Training“ an. Die Arbeit mit den Tätern ist ein wichtiger Beitrag zur Gewaltprävention; sie verhindert das Entstehen neuer Gewaltakte gegen Andere und trägt so zur Sicherheit der Gesellschaft bei, sowohl innerhalb der JVA als auch und gerade nach der Entlassung der Täter in die Freiheit.
Im Gruppenseminar AGT lernen die Teilnehmer zunächst, Vertrauen zu fassen, in die Trainer und in die Gruppe, letztendlich in sich selbst. Dieses Vertrauen muss erarbeitet werden. Nur so ist eine persönliche Öffnung und damit die Auseinandersetzung mit der eigenen Gewalttätigkeit möglich.
Ein klar verständliches Regelwerk gibt dazu einen haltgebenden Rahmen. So ist es beispielsweise nicht erlaubt, Gruppeninhalte nach außen zu tragen, das gesprochene Wort bleibt im Raum. Vertrauen kann sich entfalten.
Im ersten Teil des Seminars stellt sich jeder Teilnehmer vor. Er wird aufgefordert von eigenen Gewalterfahrungen zu berichten, als Opfer und als Täter. Die geforderte Offenheit aller macht dabei deutlich, dass man nicht mehr alleine ist, dass es mehrere Menschen mit ähnlichen Hintergründen und Taten gibt.
Jeder Teilnehmer erhält eine auf ihn zugeschnittene Einstellungskarte (z. B. „Ich nehme mir, was mir zusteht, wenn es sein muss mit Gewalt“), mit der er sich vor der Gruppe auseinandersetzen muss. Seine Einstellungen werden kritisch hinterfragt, er wird so in die Lage versetzt, die eigene Haltung zu überprüfen.
Parallel dazu werden Grundkenntnisse zu den Themen
- Motivation
- Kommunikation
- Feedback (Rückmeldung)
- Selbst- und Fremdwahrnehmung
vermittelt. Durch praktische Übungen wird das theoretisch Erarbeitete erlebbar gemacht; es wird spürbar und kann dadurch als positives Erlebnis abgespeichert werden.
Im Gespräch mit dem Anstaltsarzt werden mögliche körperliche Folgen von Gewalt aufgezeigt. In z. T. drastischen Bildern und medizinischen Beschreibungen verschiedener Verletzungen wird den Teilnehmern verdeutlicht, welche z. T. sichtbare Folgen Gewaltanwendung haben kann.
Der psychologische Dienst der JVA erläutert das Entstehen eines Traumas bei Opfern. Es wird deutlich aufgezeigt, in welche seelische Not Opfer von Gewalttaten geraten können und welch Aufwand es bedarf, sie aus dieser Not herauszuholen.
In beiden Seminarteilen werden die Teilnehmer direkt mit den Folgen ihrer Taten konfrontiert.
Als Folge davon werden die Teilnehmer verpflichtet, sich durch das Schreiben eines „Täterbriefs“ an die Opfer mit ihrer eigenen Tat auseinander zu setzen (ob der Brief tatsächlich abgeschickt wird bleibt zunächst offen). Sie sollen sich erklären, den Tatverlauf aus ihrer Sicht schildern und eine Wiedergutmachung anbieten. Letztendlich muss die ehrliche Entschuldigung darin zum Ausdruck kommen.
Das nun Erarbeitete wird praktisch umgesetzt. In Rollenspielen werden die Teilnehmer in Situationen versetzt, in denen sie unter Beweis stellen müssen, ob das Gelernte verinnerlicht und angewandt werden kann. Sie werden provoziert, gereizt z. T. verbal angegriffen. Ziel ist dabei die Situation nicht eskalieren zu lassen und friedliche Problemlösungen zu finden und anzuwenden.
Sämtliche Seminareinheiten werden begleitet durch Maßnahmen, die der Stärkung des Selbstwertgefühls dienen. Die Teilnehmer erlernen und erleben verschiedene Entspannungstechniken, können sich sportlich beweisen und stellen etwas her. Sie sind positiv produktiv.
Das AGT verlangt den Teilnehmern viel ab: Die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, das kritische Hinterfragen eigener Haltungen und das Einüben neuer, gesellschaftlich akzeptierter Verhaltensweisen. Das AGT spricht die Täter ganzheitlich an, geistig, körperlich und seelisch. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Handeln und für eigene Entscheidungen.
Sie werden dabei von einem geschulten und erfahrenen Trainerteam unterstützt, welches durch die Hinzuziehung verschiedener Experten ergänzt wird.
Ziel ist, dass die Teilnehmer am Ende des Seminars für sich klar erkannt haben, dass Gewalt keine Problemlösung ist und in der Lage sind, Krisen friedvoll anzugehen und zu lösen.
Dies ist die beste Gewaltprävention, die der Vollzug leisten kann, sowohl für den Täter als auch für die Gesellschaft.